Es scheint bei einigen Syrern erstaunlich schnell mit der Anerkennung zu gehen und verständlicherweise wollen sie genauso schnell aus dem Haus am Bahnhof. Leider steht jetzt Ostern vor der Tür und nicht Weihnachten mit der Geschichte der Herbergssuche. Aber vielleicht überträgt jemand diese alte Geschichte auf unsere Zeit und hier? So wie ich die jungen Männer jetzt kennengelernt habe, meine ich, dass eine Herberge mit Familienanschluss, ein Zimmer und jemand, der sie auf dem immer noch steinigen Weg begleitet, die Ideallösung wäre. Ich kenne inzwischen die betroffenen Männer relativ gut. Was ich erlebe, wäre inzwischen einen Vortrag wert. Der Religion nach sind sie Muslime, die Werte, nach denen sie leben, sind urchristlich. Oder anders ausgedrückt, sie zeigen eine hohe soziale Kompetenz, die bei uns leider so kaum mehr zu finden ist. Es ist nicht nur Freundlichkeit und Dankbarkeit, es ist große Wertschätzung dem anderen Menschen gegenüber, Respekt, Höflichkeit, Hilfsbereichtschaft und das Einsehen, dass sie alles tun müssen, dass da wo sie leben, die Gemeinschaft funktioniert. So putzen sie und wischen auch den Dreck weg, der nicht von ihnen verursacht wurde. Und sie leiden unter den Umständen im Haus. So integere Leute können mit den in Heimen üblichen Dingen, wie Diebstahl, Drogen und Zerstörung schlecht umgehen. Ihr Verhaltenscodex ist ein anderer.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Familie oder Person, die sie aufnimmt, irgendwelche Schwierigkeiten mit ihnen haben wird. Sondern so viel Hilfestellung im Alltag erhalten wird, dass es ein Geben und Nehmen werden kann. Zumindest erlebe ich das so und dabei unterrichte ich ja "nur" Deutsch. Wenn also jemand mehr wissen will, dann vermittle ich gerne und berichte auch mehr aus meinem Alltag mit den jungen Männern. Jetzt sucht die Kirche ja gerade "Gräbele", - zu der Ausdrucksweise mag man stehen wie man will - , aber vielleicht finden sich da im Anschluss Leute, die gute Erfahrung gemacht haben und einem weiteren Versuch offen gegenüber stehen. Auch diese Vermietung ist eine Sache auf Zeit. Mit der guten Ausbildung und dem Willen zum Lernen und zur Integration werden sie bestimmt auch irgendwann ein eigenes Zuhause finden. Wer fühlt sich angesprochen und hilft weiter? RoRoTi